Dort wo alles begann.
Am Anfang war die Kunst und die Kunst wurde Licht, und Tag und der Tag verging, aber die Liebe blieb.
Und die Kunst.
Koonst!
Was man danach dazu sagte:
Was wir davor davon wussten:




Begrüßungsrede
Jesus-Bunny:
Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren, liebes Publikum, liebe Freunde, liebe Familie, liebe Kritiker!
Wir sind heute Abend hier im Schaumbad zusammengekommen, um über unseren Job nachzudenken, über unsere Arbeit. Ein optimaler Rahmen, hier, im hinteren Bereich dieser Baustelle, werden bereits die einzelnen Parzellen einer regelrechten Künstlerkolonie errichtet, Ateliers, auch hier hinter den Vorhängen versteckt, teilweise sind die Künstler sogar noch bei der Arbeit. Auch wenn sich unsere Veranstaltung Workshop nennt und sie bereits alle mit Namensschildern markiert sind, gilt für uns die klassische Regel eines Schauspiels: Sie schauen, wir spielen. Wir möchten den Abend aber noch um ein paar Regeln erweitern. Erstens: Das Fotografieren ist nur den Damen und Herren von der Zeitung gestattet, Sie werden verantwortungsvoll mit dem Material umgehen. Zweitens: Wir spielen um Geld. Um Ihres, selbstverständlich. Wenn Sie am Ende des Abends befinden, dass Sie ihr Geld nicht für uns ausgegeben hätten, wenn Sie gewusst hätten, was auf Sie zukommt, bitte, fühlen Sie sich frei, nehmen Sie es sich wieder. Im Gegenzug treffen wir die Vereinbarung, dass Sie die Vorstellung nicht vorzeitig verlassen. Tun Sie es doch, werden Sie Gaddaffi zum Opfer fallen. Er wird sehr laut bellen, wenn Sie an ihm vorbei wollen. Gaddaffi, fass! (Erzähler lässt den Hund bellen.) Meine Damen und Herren, dieser Abend wird teilweise schön und teilweise scheiße, für Sie und für uns, …
Erzähler: Wollen wir beginnen? Gehen wir es an?
und dann, als es schon wirklich scheiße gewesen war
J-B
Was ist denn los? Was geht denn ab? Jesus-Bunny bespringt Kreuz.
E
die Rede – Ruhe bitte – Augenblick mal bitte kurz Erzähler klebt dicken Plüsch-Bommel an Jesus-Bunnys Steiß.
– danke danke –
Das Politikum dieser Kunst, meine Damen und Herren, liebe Freunde unserer Galerie, die Sie hier sehen, eine Kunst, deren Angst und Elend in der Paranoidgestalt der Perfektion auftritt, deren Bild von Dreck und Schmutz eine Reinheit und Asepsis ist, die fast zu zittern scheint vor Panik, nicht zu leuchten, deren Eingeschlossensein im Eigensinn, im hochprivaten Kosmos ihres Schöpfers, um so lauter dauernd Kommunikation schreit und zu schreien meint, zu schreien müssen meint, schreien zu müssen meint, korrekt gesagt, genau, je auswegloser sie sich selbst im Kerker ihrer autistischen Obsession gefangen sieht, eine Kunst, die so sehr fleht, geliebt zu werden, dass sie Hass und Abscheu, Widerstand, Verwerfung und Protest in einem Maße provoziert, hervorruft, schafft, dass alles, was an ihr ganz einfach logisch, simpel, einleuchtend und so sehr doch nur gewinnend sein will, nichts ist als Absurdität, Groteske, Lächerlichkeit, Quatsch, deren Politikum also in der Provokation einer solchen Masse an Widersprüchen liegt, um so mehr als sie sich selbst sich nur sehnt nach Ruhe und Anmut, Betrachtung und Schau, nach Besänftigung, Begütigung und Trost: das Politikum dieser Kunst, Herrschaften, ist Angst. Es ist der Schrecken des Kindes, der hier spricht. In der Enge dieser Angst ist alles groß, sehr groß, bedrohlich, fürchterlich und fratzenhaft verzerrt. Mit weit aufgerissenen Augen, panisch gejagt, sucht diese Angst nach Momenten des Nichtschlimmen, des Nichtkaputten, Nichtzerstörten. Da, schau. Ein Aufatmen, für einen Augenblick. Das ist die Motorik jedes dieser Bilder hier. Gemessen daran, an den kämpferischen Energien, die den Lösungen hier zugrunde liegen, wirkt das Insistieren anderer Künstler auf ihren Krankheitsideen, nehmen wir die ja nicht unniedliche faszinierende Pubertätskunst von Mike Kelly oder den reifen, dauernd nach mehr und heftigeren Kicks jammernden Erwachsenenhorror von Cronenberg, nur als Beispiel, geradezu bieder, stumpfsinnig und kraftlos. Keine unserer Skulpturen hier, keines dieser Bilder sagt einfach Ja zum Nein, oder gar zum Gegenteil, zum Ja. Auch darin ist diese Kunst politisch, dass sie ihre Protest- und Affirmations-Zustände nicht einer egal wie richtigen Idee vom besseren Leben und den mit reichlich Gratifikationen und gesellschaftlicher Anerkennung bedachten Kämpfen für eine solche egal wie tolle politische Idee unterordnet, sondern der Realität echt gelebter Leben nachbildet, die immer beides ist, Bejahung und Schrei des Unrechts, des Protests, der Forderung, dass alles anders wird, sofort, und auch etwas ganz genau Bestimmtes aufhört, besser wird, endlich wirklich besser werden muss, als es augenblicklich ist, nicht ohne schließlich eben doch das Ja noch einzuschließen, oder nicht ganz auszublenden mindestens, das jeder Atemzug tatsächlich tätig formuliert, das Leben selbst, der Durst, der Griff nach einem Glas zu trinken. In diesem Sinn, liebe Freunde, begrüße ich alle, die gekommen sind, wünsche einen wunderbaren Abend, und freue mich, schließlich mit ihnen anzustoßen auf die Kunst, die wir hier sehen, auf die Vielfalt der von ihr erlebten Widersprüche, auf das von ihr auf diese Art ganz offensichtlich so Verborgene. Prost, meine Damen und Herren, zum Wohl, auf Sie.